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Montag, 10.10.2011 10:06 - Alter: 12 Jahre

13. Jahrestagung der DGPuK-Fachgruppe Methoden am IJK

13. Jahrestagung der DGPuK-Fachgruppe Methoden am IJK
Vom 29. September bis 1. Oktober 2011 war die DGPuK-Fachgruppe „Methoden der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft“ am IJK zu Gast. 62 Mitglieder tagten zum Thema „Probleme der Standardisierung und Flexibilisierung – Forschungsprozesse in der Kommunikations- und Publizistikwissenschaft“ im Kammermusiksaal der HMTMH. Ziel der Konferenz war es, das Für und Wider einheitlicher Forschungsstandards zu erörtern und Lösungsansätze für konkrete Forschungsanliegen zu diskutieren, denn empirisch arbeitende Kommunikationswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler stehen immer wieder vor der Frage, in welchem Maße sie in ihrer Forschungsarbeit standardisiert vorgehen wollen und wie viel Flexibilität beim jeweiligen Untersuchungsanliegen angemessen ist.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden durch die Key Note am Freitag Morgen auf das Thema eingestimmt: „Warum Standardisierung eine Notwendigkeit ist (Werner Wirth, Zürich) … und warum sie manchmal ein Problem sein kann (Helmut Scherer, Hannover)“ Die sich anschließende anregende Diskussion verwies bereits auf kommende Standpunkte: Die Ansätze reichten von einem naturwissenschaftlichen Verständnis wissenschaftlicher Forschung zu Wahrheit als konstruierter Bedeutung im Wissenschaftsprozess.



Werner Wirth und Helmut Scherer

Die folgenden Vorträge befassten sich mit konkreten Problemen des Forschungsprozesses zwischen Standardisierung und Flexibilisierung. Im ersten und zweiten Panel wurden Aspekte der Inhaltsanalyse diskutiert: Unter der Leitung von Wiebke Möhring (Hannover) machten zunächst Stephanie Geise und Patrick Rössler (Erfurt) einen Vorschlag zur theoretischen Dimensionierung der visuelle Inhaltsanalyse. Über Herausforderungen, Lösungsansätze und erste Befunde bei der standardisierte Analyse sozialer Normverletzungen in populären Fernsehserien sprachen Matthias R. Hastall und Helena Bilandzic (Augsburg) und schließlich stellte Steffen Lepa (Berlin) die Postrezeptive Lesartenanalyse (PLA) zur Ermittlung von Filmlesartentypologien vor.

Ein besonderer Höhepunkt der Tagung waren die Vorträge der Lazarsfeld-Stipendiatinnen und –Stipendiaten. Mit dem von der Paul-Lazarsfeld-Gesellschaft ausgelobten Stipendium zur Nachwuchsförderung werden jährlich drei Absolventinnen oder Absolventen der Kommunikationswissenschaft für herausragende Qualifikationsarbeiten mit besonderem Schwerpunkt im methodischen Bereich ausgezeichnet. Die Stipendien werden nach eingehender Prüfung der Arbeiten durch vier Reviewer/innen verliehen. In diesem Jahr erhielten folgende Absolventinnen und Absolventen den Preis:

Kristina Müller (Mainz) für ihre Master-Arbeit „Die Reichweite von Wahlkampfkommunikation im Internet. Ein internationaler Vergleich: Deutschland - Frankreich – USA“, David Maurer (Hohenheim) für seine Bachelor-Arbeit über „Online-Nachrichten und Börsenhandel. Eine Zeitreihenanalyse von Handelsvolumen und Nachrichtenaufkommen“ sowie die Erfurter Gruppe Leonie Crayen, Katharina Füser, Anke Carolin Grünhaupt, Lena Hautzer, Theresa Hofmann, Marco Lünich, Anne Müller & Sebastian Zeitler, die gemeinsam zum Thema „Social Navigation - eine neue Betrachtung der Kommunikationspfade im Internet“ gearbeitet haben.



Kristina Müller



David Maurer



Lena Hautzer

 



Die Stipendiaten gemeinsam mit den
Fachgruppensprecher/innen Wiebke Möhring (Hannover)
und Jörg Matthes (Wien)



alle Stipendiaten

Das Paul-Lazarsfeld-Stipendium ist mit einem Preisgeld von 1.000 Euro dotiert, den der Fachgruppensprecher Jörg Matthes (Wien) sinnbildlich überreichte.



Kristina Müller und Jörg Matthes



David Maurer und Jörg Matthes

 



Lena Hautzer und Jörg Matthes

Im Anschluss an die Mittagspause, die bei herrlichem Spätsommerwetter rund um den Emmichplatz begangen wurde, sprachen Patrick Rössler, Lena Hautzer und Marco Lünich (Erfurt) unter dem Titel „Live is Life?“ über die flexible und standardisierte Erhebung algorithmiert generierter Online-Inhalte. Um die Standardisierung von Algorithmen ging es auch  Till Keyling (München), der im Folgenden über die Vereinheitlichung und Übertragbarkeit von Messinstrumenten der automatisierten Inhaltsanalyse referierte. Den Abschluss des von Daniela Schlütz (Hannover) moderierten Panels bildeten Marcus Maurer (Jena), Carsten Reinemann (München) und Friederike Nagel (Mainz) mit ihrem Paper zur  Kombination von Inhaltsanalysen und RTR-Messungen. Ein neues Untersuchungsdesign in der Medienwirkungsforschung. Diese Einreichung erhielt den vom Herbert von Halem-Verlag ausgelobten Best Proposal Award dieser Tagung, der beim Abendessen im Maestro feierlich überreicht wurde.

Das erste Panel am Samstag, das von Teresa Naab (Hannover) moderiert wurde, befasste sich mit Aspekten der Befragung sowie den Anforderungen, die besondere Zielgruppen an den Forschungsprozess stellen. Zunächst stellten Patrick Rössler und Anne Schulz (Erfurt) unter dem Titel „Vom Hasen Medienentwicklung, dem Igel Medienforschung und der Schnecke Methodenentwicklung.“ den Sinn und Wahnsinn von Standardisierung am Beispiel eines Skalenhandbuchs für die Kommunikationswissenschaft vor. Im Anschluss diskutierten Christoph Klimmt und Alexandra Sowka (Hannover) die standardisierte Messung komplexer Konzepte in der Kommunikationswissenschaft und sprachen über Probleme der Normativität und Generalisierbarkeit am Beispiel einer Facette von „Medienkompetenz“. In einer Kurzpräsentation stellten Christina Peter und Andreas Fahr (München) eine neue Skala vor: „Vergleiche vergleichen. Validierung eines Comparative ranking durch Bildvorlagen zur Erfassung sozialer Vergleichsprozesse mit Medienpersonen“ und  Ines Engelmann (Jena) stellte die Frage, ob Journalisten und ihr (Selektions-)Handeln in Schubladen passen –  Ein Vorschlag für ein standardisiertes Design bei der Erforschung von Einflüssen auf journalistische Selektionsentscheidungen. Den Abschluss bildete eine erneute Kurzpräsentation von Sven Jöckel (Erfurt), Leyla Dogruel (Berlin) und Nicholas D. Bowman (West Virginia) über Probleme bei der Forschung mit unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen („Wir sind alle (nicht?) gleich“).

Im letzten von Thorsten Naab (Hannover) geleiteten Panel ging es um Aspekte der Datenanalyse. Werner Wirth, Katrin Reichel, Martin Wettstein und Rinaldo Kühne (Zürich) stellten eine Äquivalenzprüfung als Standard in international vergleichenden Inhaltsanalysen vor, Eva Baumann (Hannover) schlug vor, Offenheit zu systematisieren und entwarf eine integrative Strategie zur computergestützten Analyse qualitativer Daten. Den inhaltlichen Abschluss der Tagung bildeten Patrick Weber, Rinaldo Kühne und Katharina Sommer (Zürich), die über Zähldaten und ihre Analyse in der kommunikationswissenschaftlichen Forschung sprachen.

Den Abschluss der erfolgreichen Tagung bildete die Endnote der Fachgruppensprecher/innen Wiebke Möhring (Hannover) und Jörg Mattes (Wien).

Wir danken dem KKeV für die großzügige finanzielle Unterstützung, Viviane Haase, Ina Culemann, Andrea Knieke und Stefanie Wahl für ihre unschätzbare Hilfe bei Vorbereitung und Durchführung der Tagung sowie Teresa Naab und Daniela Schlütz für deren Organisation.

Zuletzt bearbeitet: 15.02.2021

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