Forschungsprojekte 2024

• Agile Bio-inspirierte Architekturen (ABA) – Modellprojekt zur Erarbeitung und Implementierung innovativer Bio-inspirierter Prozess-Architekturen zur Steigerung von Nachhaltigkeit und Effizienz für drei Branchenwelten

  Projektleitung: Prof Dr. Eva Baumann & Prof. Dr. Christoph Klimmt

  Projektmitarbeiter*innen: Tanja Fisse, M.A., Magdalena Rosset, M.A., Charlotte Schrimpff, M.A. und Nico Spreen, M.A.

  Projektpartner*innen: Leibniz-Universität Hannover, Max-Planck-Institut für Experimentelle Medizin, Universitätsmedizin Göttingen, Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Gesellschaft für wissenschaftliche Datenverarbeitung in Göttingen

  Beteiligte Unternehmen: CONTACT Software GmbH, Kirsch Pharma GmbH, IndiScale GmbH, Miltenyi Biotech B.V. & Co. KG, Symrise AG, Sartorius AG

  Projektlaufzeit: 01/2022 – 06/2025 (Mehr)

  In dem von der Universität Hannover geleiteten Forschungsverbund steht die Verknüpfung von Biologisierung und Digitalisierung im Sinne einer gesamtgesellschaftlichen „Großen Transformation“ zu nachhaltiger, biobasierter Innovation in interdisziplinären und branchenübergreifenden Ansätzen im Mittelpunkt. Vorrangig geht es um digitale, auf künstlicher Intelligenz-basierte Strukturen und Architekturen zur Unterstützung bei der Biologisierung von Prozessen und Produkten. Das IJK ist, neben den Branchenwelten personalisierte Medizin & Medizintechnik (A), Pharma (B) und Nahrungsmittel & Feinchemikalien (C), übergreifend für die Beforschung gesellschaftlicher Perzeption und Partizipation zuständig. Die Leistungsfähigkeit der Verknüpfung von Biologisierung und Digitalisierung kann sich nur dann entfalten, wenn die entwickelten Prozess- und Produktinnovationen in der jeweiligen Branchenwelt auf eine hinreichende gesellschaftliche Resonanz und Akzeptanz stoßen. Deshalb wird der Frage nachgegangen, wann und unter welchen Umständen solche biotechnologischen Entwicklungen (nicht) akzeptiert werden. So kann sich das unternehmerische Investment in die digitale Infrastruktur der Biologisierung von Prozessen und Produkten – hier im Fokus auf die Branchenwelt Nahrungsmittel – nur rentieren, wenn damit neue Markterfolge zu erzielen sind. Zwar weisen zahlreiche gesellschaftliche Entwicklungen darauf hin, dass Konsumentinnen und Konsumenten in Zukunft verstärkt biologische und biologisierte Produkte nachfragen werden, um insbesondere die ökologische Nachhaltigkeit zu fördern (z. B. „Fridays for Future“). Gleichwohl ist für viele unternehmerische Akteure unsicher, ob sich das Engagement für die Biologisierung ihrer Fertigungsverfahren, Produkte und Behandlungsangebote im großen Maßstab auszahlen wird. In der Branchenwelt der personalisierten Medizin und Medizintechnik bilden digitale Strukturen und Plattformen zur Bündelung von Patientendaten und zur Kopplung mit bio-inspirierter Diagnostik und neuen Bildgebungsverfahren den Nukleus für patientenindividualisierte Therapieformen und -entscheidungen. Die personalisierte Medizin birgt enorme Potenziale für Differenzialdiagnostik und damit passgenaue und effektive Therapien, die die Risiken der Über-, Unter- und Fehlversorgung reduzieren können; sie verlangt aber zugleich dem medizinischen Fachpersonal zusätzliche Fach- und Vermittlungskompetenzen und den Patientinnen und Patienten zusätzliche Entscheidungsfindungen ab. Im Rahmen des Projektes sollen für die Branchenwelten Nahrungsmittel und der personalisierten Medizin kommunikationswissenschaftliche Studien und eine öffentliche Dialog-Veranstaltung stattfinden, die diese verschiedenen Erkenntnisbereichen abdecken.

   

  Kontakt: >info@ijk.hmtm-hannover.de
  

• BiPsy-Monitor – Monitor Bildung und psychische Gesundheit (Projekt zur Förderung des Aufbaus eines bundesweiten Kinder- und Jugend-Monitors, der die psychosoziale Versorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland abbildet)

  Mehr Informationen: Projektseite

  »Ansprechpartnerin am IJK: Prof Dr. Eva Baumann

  Projektmitarbeiterin: Katharina Heitz, M.Sc

  Projektpartner*innen: Robert Bosch Stiftung, Fakultät für Lebenswissenschaften (Institut für Psychologie), Erziehungswissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig

  Projektlaufzeit: 04/2023 – 12/2026
  

• OnkoRisk NET

  Projektleitung: Prof. Dr. Eva Baumann

  Projektmitarbeiter*innen: Paula Memenga, M.A. und Magdalena Rosset, M.A.

  Projektpartner*innen: Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Universitätsklinikum Dresden, Institut für angewandte Versorgungsforschung (inav)

  Projektlaufzeit: 06/2021 – 03/2025 (Mehr)

  Im Projekt OnkoRisk NET wird in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), dem Universitätsklinikum Dresden und dem Institut für angewandte Versorgungsforschung (inav) die Inanspruchnahme einer telemedizinischen humangenetischen Beratung von Patient:innen und Familien mit einem genetischen Tumorrisikosyndrom untersucht. Die zentrale Fragestellung des Projektes ist, ob durch diese neue Versorgungsform, die mit einem erleichterten digitalen Zugang zu genetischer Diagnostik und Beratung verbunden ist, im Vergleich zur derzeitigen regulären Versorgung eine Verbesserung der Versorgung erreicht werden kann. Das Hanover Center for Health Communication [HC]² beleuchtet dabei insbesondere die Faktoren, die Einfluss auf die Intention zur Nutzung der telemedizinischen Beratung und auf das Erleben dieser und deren Outcome haben. Dies umfasst u.a. nutzungs- und kanalspezifische Faktoren (z.B. Nutzenerwartung, technisches Verständnis), kompetenz- und ressourcenspezifische Faktoren (z.B. digitale Gesundheitskompetenz) und gesundheitsspezifische Faktoren (z.B. Informationsinteresse, Risikowahrnehmung).

   

  Kontakt: >info@ijk.hmtm-hannover.de
  

• OPTILATER – Optimales Langzeitüberleben nach Krebs

  »Ansprechpartnerin am IJK: Prof. Dr. Eva Baumann

  Projektpartner*innen: Bundesministerium für Gesundheit, Westdeutsches Tumorzentrum Essen, Medizinische Fakultät der Universität Duisburg-Essen, Universitätsklinikum Essen, Landeskrebsregister NRW, Deutsches Kinderkrebsregister sowie weitere onkologische Spitzenzentren und Universitäten in NRW und zahlreiche überregionale Patient:innen-Organisationen

  Projektlaufzeit: 04/2023 – 08/2025
  

• Sicherheitsintegrierte und infektionsreaktive Implantate (SIIRI)

  Projektleitung: Prof. Dr. Eva Baumann, Jun.-Prof. Dr. Elena Link & Prof. Dr. Christoph Klimmt

  Projektmitarbeiter*innen: Tanja Fisse, M.A. und Charlotte Schrimpff, M.A.

  Projektpartner*innen: Medizinische Hochschule Hannover, Leibniz Universität Hannover, Helmholtz Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig der Technischen Universität Braunschweig

  Projektlaufzeit: 07/2021 – 2025 (Mehr)

  In dem kommunikationswissenschaftlichen Teilprojekt „Vertrauen und patientenzentrierte Kommunikation als Faktoren der Implantatsicherheit und des implantologischen Behandlungserfolgs“ des Sonderforschungsbereich/Transregio 298 (SFB/TRR 298) befassen wir uns mit der Frage, wie die Akzeptanz und das Vertrauen in neue Implantattechnologien gefördert werden kann. Kommunikation und Vertrauen wird dabei als Faktor des Behandlungserfolgs und der Implantatsicherheit verstanden und die Bedeutung von Kommunikations- und Vertrauensdynamiken für die Therapieentscheidung, nachhaltige Compliance und Behandlungszufriedenheit der Patient:innen untersucht. Die in Zuge dessen durchzuführenden qualitativen retro- und prospektiven Interview- und Netzwerkstudien mit Patient:innen und Behandler:innen dienen dabei sowohl der Theorieentwicklung einer Theorie der vertrauensbasierten Gesundheitskommunikation als auch der Strategieentwicklung, wie patientenzentrierte Kommunikation und Wissenstransfer über intelligente Implantate gelingen kann.

   

  Kontakt: >info@ijk.hmtm-hannover.de
  

• Krebsprävention im Dialog

  Projektleitung: Prof. Dr. Eva Baumann

  Projektmitarbeiter*innen: Paula Memenga, M.A.

  Projektpartner*innen: Krebsinformationsdienst (KID), BRCA-Netzwerk e.V, Universität Bielefeld

  Projektlaufzeit: 06/2021 – 2025 (Mehr)

  Zusammen mit dem Krebsinformationsdienst (KID), dem BRCA-Netzwerk e.V und der Universität Bielefeld führen wir ein Forschungsprojekt zur partizipativen Entwicklung und Implementierung einer digitalen Online-Dialogplattform für den Wissenstransfer zur risikoadaptierten Krebsprävention und -früherkennung durch. Der Einschluss von Betroffenen und Angehörigen aus der Krebsselbsthilfe sowie die Einbindung von Menschen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft bieten dabei die Chance, bisher vernachlässigte Formate und schwer erreichbare Zielgruppen stärker in den Blick zu nehmen und den Kommunikationsprozess interaktiv und unter maßgeblicher Beteiligung der Ratsuchenden zu gestalten. Begleitet durch eine qualitative und quantitative Evaluation, wird die Online-Dialog-Plattform entwickelt, pilotiert, implementiert und auf ihre Wirksamkeit hin getestet. Sie integriert ausgewählte Kommunikationsformate wie bspw. einen Live-Chat mit Ärzt*innen des KID, über den sich Interessierte zum Thema familiäres Krebsrisiko informieren können.

   

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• Transfer Leben als Teil des Verbundes „Hannover Transfer Campus“

  Projektleitung: Prof. Dr. Eva Baumann

  Projektmitarbeit: Magdalena Rosset, M.A.

  Projektpartner*innen: Leibniz Universität Hannover, Medizinische Hochschule Hannover, Hochschule Hannover

  Projektlaufzeit: 07/2019 – 06/2025 (Mehr)

  Der Verbund „Hannover Transfer Campus" der Leibniz Universität Hannover, der Medizinischen Hochschule Hannover, der Hochschule Hannover und der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover verfolgt das Ziel den Austausch zwischen Akteuren aus Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik in der Region Hannover zu stärken und ein regionales Innovations-Ökosystem zu schaffen. In dem Teilprojekt „Transfer Leben“ befasst sich das Hanover Center for Health Communication [HC]² gemeinsam mit Praxispartner wie der Metropolregion und der Gesundheitswirtschaft Hannover e.V. mit der Entwicklung neuer wissensbasierter Transferformate für den Austausch und die Vernetzung zwischen Hochschulen und Unternehmen oder Institutionen der Gesundheits- und Sozialwirtschaft. Es wird das Ziel verfolgt einen bedarfsorientierten Werkzeugkasten zu entwickeln und Best-Practice-Ansätze zu identifizieren, die den regionalen Transfer dauerhaft stärken. Hierzu gehören insbesondere Dialog- und Kreativformate sowie angebots- und bedarfsorientierte Formate von One-to-Ones, über Workshops und Kooperationsmodelle bis hin zu Branchenkonferenzen. Das Projekt würde durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur sowie die Volkswagen Stiftung für eine Dauer von fünf Jahre gefördert.

  Projektnummer: 2019_EB_EL_D

   

  Kontakt: >info@ijk.hmtm-hannover.de
  Geben Sie bei Anfragen bitte die Projektnummer an.

• Music & Gender - das Gendermonitoring-Tool zur Selbsterhe-bung der Geschlechtergerechtigkeit in der Musikbranche

  Projektleitung: Jun.-Prof Dr. Christine E. Meltzer

  Projektpartner*innen: MaLisa Stiftung, BVMI, VUT

  Projektlaufzeit: 10/2022 – open End (Mehr)

  Wie steht es um das Gender-Gleichgewicht in der Musikbran-che? Zu wissen, ob und wo möglicherweise Ungerechtigkeiten existieren, ist eine Voraussetzung, um Dinge verändern zu kön-nen. Als Basis für ein besseres Verstehen der Ausgangssituation sind deshalb regelmäßige Datenerhebungen unerlässlich. Ein systematisches Gender-Monitoring kann Unternehmen der Branche dabei helfen, etwaige Handlungsbedarfe zu identifizie-ren, Maßnahmen einzuführen und im Verlauf deren Wirkung im Unternehmen und in der Branche regelmäßig zu überprüfen. Eventuell bestehende Ungleichheiten können erkannt und neue Prozesse auf den Weg gebracht werden.

   

  Mehr Informationen und Teilnahme unter: >https://www.ijk.hmtm-hannover.de/de/institut/music-gender/
  

• Trendstudie mediale Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen

  Projektleitung: Jun.-Prof Dr. Christine E. Meltzer

  Projektpartner*innen: Otto Brenner Stiftung

  Projektlaufzeit: 10/2022 – open End

  Publikationen: Meltzer, C. E. (2021). Tragische Einzelfälle? Wie Medien über Gewalt gegen Frauen berichten (47; OBS-Arbeitspapier). Otto Brenner Stiftung. https://www.otto-brenner-stiftung.de/wissenschaftsportal/informationsseiten-zu-studien-2021/tragische-einzelfaelle/ (Mehr)

  Gewalt gegen Frauen ist in Deutschland weit verbreitet und tritt in allen sozialen Schichten und Altersgruppen auf. Es gibt zwei Hauptformen von Gewalt, die Frauen betreffen: sexualisierte Gewalt und Gewalt durch aktuelle oder ehemalige Partner, wo-bei diese Formen auch gemeinsam auftreten können. Fakt ist, dass jede vierte Frau in Deutschland bereits Erfahrungen mit Gewalt durch einen intimen Partner gemacht hat. Ein weiteres besorgniserregendes Problem ist die hohe Anzahl von Tötungs-delikten an Frauen, von denen die Hälfte von einem Partner oder Expartner begangen wird. Dieses Phänomen wird auch als Femizid bezeichnet. Frauen sind besonders gefährdet, Opfer solcher Tötungsdelikte während Trennungssituationen zu wer-den. Gewalt gegen Frauen wird in Deutschland oft tabuisiert wird, was dazu führt, dass nur ein geringer Teil der Taten über-haupt angezeigt wird. Die Art und Weise, wie die Medien über dieses Thema berichten, könnte ein Grund für diese Unterre-präsentation sein. Für Deutschland wurde dies in der von der Otto Brenner-Stiftung geförderten Initialstudie „Tragische Einzelfälle? wie Me-dien über Gewalt gegen Frauen berichten“ (2020) gezeigt.
  
  An diese Initialstudie soll angeknüpft werden. Es soll ein langfris-tiges Bild über die mediale Darstellung von Gewalt gegen Frauen gewonnen werden. Ziel ist Trendaussagen darüber treffen zu können in welchem Ausmaß und in welcher Form medial über Gewalt gegen Frauen berichtet wird. Dies geschieht in Form eines regelmäßig alle zwei Jahre erschei-nenden Berichts (Trendreport), der nahtlos an die vorherigen Daten anknüpft und so eine längsschnittliche Datenbasis auf-baut, die regelmäßig aktualisiert wird.

   

  Kontakt: >info@ijk.hmtm-hannover.de
  

• IJK Musikmonitor

  Projektleitung: Prof. Dr. Eva Baumann, Jun.-Prof. Christine Meltzer

  Projektlaufzeit: 2023 - offen (Mehr)

  Wie wird Musik in Deutschland entdeckt und rezipiert? Auf einem ständig im Wandel stehenden Musikmarkt können Aspekte wie Musiksuchverhalten (wie und wo wird Musik entdeckt), Nutzung von bestimmten Medien und Plattformen, aktivem und passivem Musikkonsum und Zahlungsbereitschaft für Musik sich über die Zeit verändern. Zusätzlich wird Musiknutzung auch von technischer Ausstattung, lokaler digitaler Infrastruktur und nicht zuletzt sozialstrukturellen Merkmalen (Alter, Geschlecht, SES, (musikalische) Bildung) beeinflusst. Um solche gesellschaftlichen Dynamiken nachzuzeichnen, eigenen sich vor allem Längsschnittstudien, in denen die gleichen Fragen zu verschiedenen Zeitpunkten mehrfach gestellt werden. In einem Seminarprojekt legen wir den Grundstein für eine Trendstudie. Diese soll dazu dienen, die Trends der medialen Musiknutzung in Deutschland zu identifizieren, zu verstehen und langfristig zu prognostizieren. Im Kurs setzen wir uns daher aus verschiedenen Perspektiven mit Musiknutzung auseinander, z.B. soziologische Modelle der Musiksozialisation, Branchenveränderungen, technologischer Wandel, Trends des Mediennutzungsverhaltens, Trends von Musikpräferenzen, situative Erklärungsfaktoren. Auf der Grundlage dieser Zusammenschau werden wir einen Fragebogen entwickeln, der im zweiten Teil des Seminars als erste Welle einer künftigen IJK Trendstudie umgesetzt wird. Die Trendstudie soll in regelmäßigen Abständen durchgeführt werden, um so eine Langzeitperspektive auf Musiknutzung zu ermöglichen.

  Kontakt: >info@ijk.hmtm-hannover.de

• Bei Weinsteins, Springers, Schweigers & Co.: toxische Arbeitsbedingungen in den Medien und was dagegen getan werden kann

  Projektleitung: Jun.-Prof. Christine E. Meltzer, Dr. Aljoscha Paulus

  Projektlaufzeit: 10/2023 – 09/2024 (Mehr)

  Hatte die #MeToo-Bewegung dem Thema bereits vor einigen Jahren zu großer internationaler Aufmerksamkeit verholfen, haben hierzulande insbesondere Julian Reichelt und sein „Boys Club“ beim Axel Springer Verlag, „der Fall“ Til Schweiger (Schauspieler, Filmproduzent) sowie zuletzt die mutmaßlichen Missbrauchstaten von Till Lindemann (Sänger der Band Rammstein) die kritische Debatte um Arbeitsbedingungen im Medien- und Kulturbetrieb wieder entfacht. Zusammenfassend lässt sich mit der Kulturstaatsministerin Claudia Roth feststellen: „Die Kultur- und Medienbranche ist […] offenkundig anfällig für Machtmissbrauch, für sexualisierte Übergriffe und auch für den Verstoß gegen Arbeitsschutzregeln“ (Roth, 2023, ¶ 1).

  Warum ist das so? Und was kann dagegen getan werden? Diese beiden Fragen leiten das zweisemestrige Forschungsseminar im BA-Studiengang „Kommunikationswissenschaft“. Im Zentrum steht die theoretische und empirische Auseinandersetzung mit den spezifischen Arbeit- und Produktionsverhältnissen im Medien- und Kulturbetrieb sowie mit Formen und Möglichkeiten ihrer (politischen) Regulierung. Die Teilnehmer*innen lernen, dass zentrale Ursachen für die teilweise toxischen Arbeitsbedingungen längst bekannt sind. So lässt sich der Kultur- und Medienbetrieb u. a. als eine „Superstar-Ökonomie“ (vgl. Manske, zuletzt 2023) beschreiben, in der einige wenige Personen (häufig weiße Männer) von den spezifischen Strukturen und Funktionsweisen der Branche profitieren, während die Mehrheit der Beschäftigten (mehr oder weniger und auf verschiedene Weise) unter ihnen leidet. Die Teilnehmenden lernen darüber hinaus, dass wir zur Klärung der zweiten Fragestellung („Was kann dagegen getan werden?“) ebenfalls nicht ganz ahnungslos sind. So werden die politisch Verantwortlichen längst dazu aufgefordert, die Branche strenger zu regulieren und z. B. die Vergabe von Fördergeldern (etwa für Filmproduktionen) stärker an arbeitsrechtliche und moralische Mindeststandards zu knüpfen (vgl. ebd.). Aber nicht allein die Politik ist zuständig. Auch die Kultur- und Medienarbeiter*innen selbst müssen etwas tun und gemeinschaftlich für ihre Interessen (und gegen miese Arbeitsbedingungen) eintreten (vgl. ebd.; Paulus, 2023). Auch Journalist*innen und nicht zuletzt Wissenschaftler*innen stehen in der Verantwortung: Die angesprochenen Probleme müssen erforscht und einschließlich ihrer Ursachen berichtet werden.
  Dazu leistet das Forschungsseminar einen Beitrag: In seinem Rahmen wird theoretisches und methodisches Rüstzeug erarbeitet, das es Forschenden ermöglicht, die Positionen und Aktivitäten von diversen Akteur*innen der Medien- und Kulturbranche (zu ihnen zählen u. a. Kultur- und Medienarbeiter*innen, politisch Verantwortliche, Akteur*innen der Kulturförderung, Vertreter*innen von Gewerkschaften sowie von Verbänden und Vereinen, die sich gegen verschiedene Formen von Diskriminierung und Gewalt in der Kultur- und Medienbranche einsetzen) zu erheben und sie im Kontext der aktuellen Vorkommnisse auf dem Stand der Forschung zu diskutieren. Dabei wird das Seminar von dem übergeordneten Ziel geleitet, Ansatzpunkte und Maßnahmen zu identifizieren, die gegen Prekarität, Diskriminierung und Gewalt wirken und dabei helfen können, den Medien- und Kulturbetrieb zu einem sichereren und besseren Arbeitsumfeld für alle Menschen zu machen, die in ihm tätig sind oder (künftig) tätig sein wollen und werden.

  Kontakt: >info@ijk.hmtm-hannover.de